Samstag, 28. April 2007

Zusammen, was zusammen gehört?

Die Linke, und speziell deren radikal antikapitalistischer Teil, krankt nicht nur in der Schweiz an einer schon sprichwortartigen Verzettelung der widerständischen Kräfte. Theoretisch und praktisch stehen sich Linkskommunisten, Anarchisten und Marxisten spinnefeind gegenüber. Doch auch ein (naiver) Zusammengang solcher Bewegungen birgt seine Tücken.

Es ist ein ungemein klingender Name, welcher zur Anti-WEF Demo im Januar das Licht der linken Öffentlichkeit erblicken sollte. Das „Bündnis gegen Kapital und Nation“(bgkn*) vereinigt Gruppen, Teilgruppen und Einzelpersonen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unter einem gemeinsamen, antikapitalistischen Dach.
Gruppen, aus denen zumindest Teile in die neue Organisation Einsitz nahmen, umfassen Antideutsche aus Österreich, Rätekommunisten aus Deutschland, sowie Antikapitalisten aus der Schweiz. „Eiszeit“, „Antifa:on“, „um’s ganze“, „Libertäre Aktion Winterthur“, „Aktion gegen rechte Gewalt“ sind in Teilen oder als Ganzes in das bgkn* eingegangen.
Diese Weite des widerständisch linken Spektrums verheisst natürlich Gutes. Zumeist junge Antifas, Anarchos und Linkskommunisten suchen nach einer gemeinsamen Plattform, um der Ausbeutung die Stirn zu bieten, sich zu diesem Zwecke zu vernetzen, Erfahrungen in alltäglichen Kämpfen auszutauschen und solche gemeinsam zu planen.

Widersprüche in der Einheitsfront

Eine Einheitsfront (ich vertue mich immer wieder mit den Termini) gegen den kapitalistischen Alltag verheisst der Slogan: „Den kapitalistischen Alltag durchbrechen!“ (Wenn ich das meinem Chef erzähle, dass ich jetzt dann bald den kapitalistischen Alltag durchbreche!) Diese etwas verunglückte Parole macht etwas deutlich: Das Bündnis ist noch jung und seine Positionen noch zu rar und unausgereift, um über eine gewisse Oberflächlichkeit hinauszukommen.
Dass „gegen Nation“ nicht gleich „gegen Staat“ heissen muss, beweist die „Antifa:on“ aus dem Westen Österreichs mit ihrer galanten Verteidigung des Staates Israel. Unklar, ob die Anarchisten im Bündnis solche Texte mit unterschreiben würden. Klar aber, dass solches von ihnen im Rahmen dieses bis jetzt lockeren Zusammenschlusses nicht verlangt wird.

Neben noch zu überwindender Oberflächlichkeit und inhaltlicher Widersprüche der beteiligten Organisationen besteht die Leistung des bgkn* vor allem darin, solche uralten Ungereimtheiten linker Vereinzelung nicht nur sichtbar zu machen, sondern eben, trotz dieser Widersprüche, eine breite Plattform gemeinsamer Ziele und Wege zumindest erarbeiten zu wollen.

((( BOX: Diskussionszyklus des bgkn*)))
Gerade zum Zwecke der Vertiefung ihrer Positionen, aber wohl auch um ein breiteres Publikum zu erreichen veranstaltet das bgkn* unter dem Slogan „den kapitalistischen Alltag durchbrechen“ eine Reihe von Diskussionsveranstaltungen in verschiedenen Städten des deutschsprachigen Raumes, zuletzt am 21. April in der Brasserie Lorraine in Bern. Veranstaltungen in Zürich, St. Gallen und Innsbruck stehen noch aus. AN den bisherigen Veranstaltungen nahmen auch Mitglieder von Organisationen ausserhalb des Bündnisses teil, darunter solche der Internationalen Kommunistischen Strömung (IKS).
((( BOX ENDE )))

Raus aus dem Kuchen

Wer sagt denn, dass der Israelfahnenschwingende Antideutsche neben einem Anarchiasprayenden Autonomen so schlecht aussehen muss? Und wer könnte diesen Optimisten einen misslungenen Slogan nicht verzeihen, wenn es ihnen tatsächlich gelingen würde, mit einer „Bewegung von unten“ die herrschenden Zustände aufzuheben und dafür endlich einmal nicht nur die Leute des eigenen „Kuchens“ anzusprechen.
Zumindest das Letztere und damit eine konstruktive Diskussion über eine breitere Zusammenarbeit am linken Rand der Politik wäre äusserst wünschenswert und käme im Jahr des G8-Gipfels in Norddeutschland und bei der derzeitig allgemeinen Verschärfung sozialer Kämpfe sicher nicht ungelegen.


((( BOX: Diskussionszyklus des bgkn*)))Gerade zum Zwecke der Vertiefung ihrer Positionen, aber wohl auch um ein breiteres Publikum zu erreichen veranstaltet das bgkn* unter dem Slogan „den kapitalistischen Alltag durchbrechen“ eine Reihe von Diskussionsveranstaltungen in verschiedenen Städten des deutschsprachigen Raumes, zuletzt am 21. April in der Brasserie Lorraine in Bern. Veranstaltungen in Zürich, St. Gallen und Innsbruck stehen noch aus. AN den bisherigen Veranstaltungen nahmen auch Mitglieder von Organisationen ausserhalb des Bündnisses teil, darunter solche der Internationalen Kommunistischen Strömung (IKS).((( BOX ENDE )))


Weblink
http://www.bgkn.tk



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